Als unverzichtbarer Bestandteil in der Prävention, Rehabilitation und kurativen Medizin ist die Physiotherapie in der Humanmedizin längst etabliert und nicht mehr als Therapieform wegzudenken.

Auch in der Tiermedizin erfreut sich die Physiotherapie wachsender Anerkennung und sie wird zunehmend als Bereicherung des veterinärmedizinischen Behandlungsspektrums wahrgenommen.

 

Das breite Spektrum der Physiotherapie mit nur wenigen Sätzen zu beschreiben, ist nur schwer möglich. Wir möchten aber dennoch an dieser Stelle versuchen, Ihnen einen Überblick über dieses natürliche Heilverfahren zu vermitteln:

 

Neben der Behandlung mit physikalischen Therapieformen, wie der Thermo- (Einsatz von Wärme oder Kälte), Hydro- (Therapie im Wasser), Elektro-, Ultraschall- und Magnetfeldtherapie, zählen vor allem der „Einsatz der therapeutischen Hände“ sowie aktive Bewegungsübungen zu den physiotherapeutischen Behandlungstechniken.

 

Man unterscheidet zwischen Basistechniken, speziellen Techniken, Massage-, Reflexzonen-, Hydro-, Thermo- und Elektrotherapie.

 

Zu den Basistechniken gehören neben den passiven Techniken (z.B. passives Durchbewegen) auch aktive Bewegungsübungen und die Gangschulung.

 

Das Spektrum der speziellen Techniken ist sehr groß. Hierbei werden teilweise Techniken aus der Humanmedizin an das Tier adaptiert, wobei die Grenzen der Übertragbarkeit vom Mensch auf das Tier zum Großteil auf der eingeschränkten kognitiven Leistung des Tieres beruhen (z.B. bei der Ausführung bestimmter zum Teil isolierter Bewegungen auf Anforderung/Befehl).

Zum Teil wurden und werden spezifische (Griff-) Techniken speziell für das Tier entwickelt.

Als spezielle Techniken, die sehr gut beim Tier anwendbar sind, sei hier exemplarisch die Manuelle Medizin, die Craniosacrale Therapie und die Osteopathie genannt.

Um einzelne spezielle Techniken therapeutisch zu beherrschen, ist der regelmäßige Besuch von Fortbildungsveranstaltungen, die sich zum Teil über mehrere Jahre erstrecken, unabdingbar.

 

Zur Massagetherapie gehören neben der klassischen Massage (manuelle Therapieform mittels Streichungen, Knetungen, Reibungen, Klopfungen und Vibrationen), auch die Lymphdrainage sowie die Kolonmassage.

 

Die Reflexzonentherapie bedient sich der Griffe aus der Bindegewebsmassage und der Akupressur.

 

Bei der Hydrotherapie (als Schwimmtherapie oder Bewegung auf dem Unterwasserlaufband) bietet das Medium Wasser aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften (Gelenkentlastung durch Auftrieb, Wasserwiderstand) eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten unter anderem zur Kräftigung, Ausdauerschulung, Anbahnung eines physiologischen Gangbildes.

 

Die Thermotherapie nutzt als Wärmetherapie den Einsatz von gestrahlter (z.B. Infrarotlicht) oder geleiteter Wärme und als Kältetherapie den Einsatz intensiver Kälte.

 

In der Tiermedizin wird meistens mit niederfrequenten Strömen in der Elektrotherapie zur Verbesserung oder Anregung der Kontraktionsfähigkeit bei gelähmten oder teilgelähmten Muskeln gearbeitet.

 

Im weitesten Sinne gehören auch der therapeutische Ultraschall, das Magnetfeld sowie der therapeutische Laser zur Elektrotherapie.

 

Das Ziel aller physiotherapeutischen Anwendungen ist immer die Wiederherstellung und/oder Verbesserung gestörter Funktionen und Leistungsfähigkeit des Gesamtorganismus. Der Therapieplan richtet sich dabei nach den individuellen Problemen des Patienten und wird somit für jeden Patienten bedarfsgerecht entwickelt.

 

Die Ziele eines solchen Planes können sein:

 

Wiederherstellung der Schmerzfreiheit

Verbesserung /Wiederherstellung der freien Gelenkbeweglichkeit

Verbesserung der Muskelkraft

Verbesserung der Ausdauer

Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichts

Schulung der Körperwahrnehmung/des Körpergefühls

Wiederherstellung eines physiologischen (lahmheitsfreien) Gangbildes

 

Auf dem Weg zur Erreichung dieser Ziele/eines Zieles setzt der Therapeut Techniken aus den oben genannten Bereichen ein und passt sie individuell an seinen jeweiligen Patienten an.

 

Tierphysiotherapie gehört dabei ausschließlich in die Hände ausreichend geschulter Fachkräfte. Sie kann weder im Schnelldurchgang erlernt, noch weitergegeben werden.

 

 

Die Anwendungsgebiete sind in folgenden Bereichen zu suchen:

 

Traumatologie, Orthopädie bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates wie z.B. Arthrose, Spondylosen oder anderen Wirbelsäulenproblemen, nach Muskel(faser)rissen, Bänderdehnungen ….

Chirurgie nach Operationen wie z.B. nach Kreuzbandersatz, Osteotomien, Einsatz von Hüftgelenksprothesen oder Femurkopfresektion (Entfernung des Hüftkopfes)

oder präoperativ (vor einer Operation) zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit

und Muskelkraft…

Neurologie bei Erkrankungen des Zentralnervensystems (Gehirn und/oder Rückenmarks) oder der peripheren Nerven wie z.B. nach Bandscheibenvorfall (Dackellähme), Cauda equina syndrom, Radialislähmung ….

Geriatrie zur Revitalisierung alter Patienten

Betreuung von sportlich geführten Hunden zur Ursachenaufdeckung bei Leistungseinschränkung/-einbrüchen, sowie der Beratung zur Vermeidung von Überlastungen/Überbeanspruchungen im Sport

konservativen Therapie zur Behandlung von nicht operablen Problemen oder nicht operierfähigen Patienten

Prävention zur Vermeidung von orthopädischen oder neurologischen Erkrankungen durch z.B. gezielte individuelle Beratung der Besitzer, wann der Welpe/Junghund/erwachsene Hund, auf welche Art und Weise belastet werden darf